Nutzungsrechte nach IFRS 16 und die EU-Taxonomie: Wie werden Miet- und Nebenkosten nachhaltig bilanziert?
Liebe Nachhaltigkeitspioniere,
in der Welt der Unternehmensfinanzen gibt es ständig neue Herausforderungen, insbesondere wenn es darum geht, Nachhaltigkeit in Einklang mit den aktuellen Rechnungslegungsstandards und regulatorischen Anforderungen zu bringen. Heute möchten wir uns einer Frage widmen, die viele Unternehmen betrifft: Wie sind die liquiditätswirksamen Miet- und Nebenkostenaufwendungen im Zusammenhang mit Nutzungsrechten gemäß IFRS 16 im Rahmen der EU-Taxonomieverordnung zu behandeln?
Der Ausgangspunkt: Ein nachhaltiges Ersatzteillager
Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Im Jahr 2024 wird ein neues Ersatzteillager von einem externen Immobilienentwickler gebaut. Dieses Gebäude erfüllt alle Kriterien eines „grünen Gebäudes“ und wurde mit einer Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet. Ein Unternehmen nutzt dieses Gebäude langfristig im Rahmen eines Mietvertrags und aktiviert das Nutzungsrecht gemäß IFRS 16 in seiner Bilanz. Das Eigentum bleibt jedoch beim Immobilienträger. Zusätzlich zahlt der Mieter monatliche Miet- und Nebenkosten.
Die zentrale Fragestellung
Es ergeben sich zwei wichtige Fragen:
Ist das gemäß IFRS 16 bilanzierte Nutzungsrecht an dem Gebäude als Kapitalaufwand (CapEx) im Sinne der EU-Taxonomieverordnung zu berücksichtigen?
Müssen die liquiditätswirksamen Aufwendungen für Miet- und Nebenkosten als operative Aufwendungen (OpEx) berücksichtigt werden?
Analyse und Herleitung
1. Nutzungsrecht als CapEx
Nach der EU-Taxonomieverordnung umfasst der CapEx im Nenner (Gesamtbetrag aller Investitionsausgaben) Zugänge zu Sachanlagen, immateriellen Vermögenswerten und Nutzungsrechten an Vermögenswerten. Das IFRS 16 Nutzungsrecht aus Leasingverhältnissen fällt in diese Kategorie. Das bedeutet, dass das aktivierte Nutzungsrecht an dem Gebäude als CapEx zu berücksichtigen ist, da es Investitionsausgaben zur Nutzung des Gebäudes darstellt.
Ergebnis: Ja, das nach IFRS 16 aktivierte Nutzungsrecht ist als CapEx im Rahmen der EU-Taxonomieverordnung zu berücksichtigen.
2. Mietaufwendungen und OpEx
Nach IFRS 16 werden Mietzahlungen nicht mehr als operativer Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst, sondern in Zins- und Tilgungsanteile aufgeteilt. Der Grund dafür ist, dass beim Ansatz des Nutzungsrechts im CapEx bereits die zukünftigen Mietzahlungen kapitalisiert und als Vermögenswert in der Bilanz erfasst wurden. Der Zinsanteil wird als Zinsaufwand erfasst, während der Tilgungsanteil die Leasingverbindlichkeit reduziert.
Gemäß der EU-Taxonomieverordnung umfasst der OpEx-Nenner ausschließlich direkte, nicht bereits kapitalisierte Kosten, die sich auf Forschung und Entwicklung, Gebäudesanierungsmaßnahmen, kurzfristiges Leasing, Wartung und Reparatur sowie andere direkte Ausgaben im Zusammenhang mit der täglichen Wartung von Vermögenswerten beziehen.
Ergebnis: Die Mietausgaben werden nicht zusätzlich im OpEx angesetzt, da sie bereits im kapitalisierten Nutzungsrecht enthalten sind. Eine doppelte Erfassung ist nicht zulässig.
3. Nebenkosten und ihre Berücksichtigung im OpEx
Die Behandlung der Nebenkosten ist etwas komplexer. Nebenkosten, die nicht in der Miete enthalten und nicht im Nutzungsrecht kapitalisiert sind, können als OpEx betrachtet werden. Diese Kosten stellen laufende Betriebskosten dar, die den nachhaltigen Betrieb des Gebäudes unterstützen können.
Beispiele für Nebenkosten, die als OpEx erfasst werden können:
Energiekosten aus nachhaltigen Quellen: Kosten für Strom, Heizung oder Kühlung, wenn diese aus erneuerbaren Energiequellen stammen.
Wassermanagement und Abwasserkosten: Ausgaben für nachhaltiges Wassermanagement, wie Wasserrückgewinnung oder Regenwassernutzung.
Abfallmanagementkosten: Kosten für ein nachhaltiges Abfallmanagement, einschließlich Recycling oder Kompostierung.
Umweltfreundliche Reinigungs- und Wartungskosten: Kosten für umweltfreundliche Reinigungsmittel und nachhaltige Wartungsprozesse.
Instandhaltungsmaßnahmen zur Effizienzsteigerung: Laufende Instandhaltungskosten zur Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudes.
Zertifizierungskosten für Nachhaltigkeitsstandards: Kosten für Umweltzertifizierungen wie LEED oder BREEAM.
Ergebnis: Nebenkosten, die nicht kapitalisiert wurden und direkte Betriebskosten darstellen, können im OpEx erfasst werden, sofern sie einen direkten Bezug zur nachhaltigen Nutzung, Instandhaltung oder Verbesserung der ökologischen Leistung des Gebäudes haben.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Für Unternehmen ist es entscheidend, die richtigen Posten in ihren CapEx- und OpEx-Kennzahlen zu erfassen, um sowohl den Rechnungslegungsstandards als auch den Anforderungen der EU-Taxonomie gerecht zu werden. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die finanzielle Berichterstattung, sondern auch auf die Darstellung der Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens gegenüber Investoren und anderen Stakeholdern.
Sind Sie bereit, den nächsten Schritt zu gehen?
Überprüfen Sie Ihre aktuellen Leasingverhältnisse und deren Behandlung nach IFRS 16.
Analysieren Sie Ihre Nebenkosten und identifizieren Sie nachhaltige Aufwendungen, die als OpEx erfasst werden können.
Stellen Sie sicher, dass Ihre finanzielle Berichterstattung die Anforderungen der EU-Taxonomieverordnung erfüllt.
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