EU-Emissionshandelssystem – Europas Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel
Das EU-Emissionshandelssystem: Europas zentrale Maßnahme im Klimaschutz
Das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) ist seit 2005 das Herzstück der Klimapolitik der Europäischen Union. Mit über 11.000 beteiligten Unternehmen und Anlagen in 30 Ländern – darunter alle EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen – ist es das weltweit größte Emissionshandelssystem. Es deckt etwa 40 % der gesamten CO2-Emissionen der EU ab und umfasst energieintensive Industrien wie Stahl- und Zementwerke, Kraftwerke und Fluggesellschaften, die innerhalb Europas tätig sind.
Das Hauptziel des EU-ETS ist es, CO2-Emissionen durch marktbasierte Anreize kontinuierlich zu reduzieren. Es spielt eine wesentliche Rolle im Rahmen der europäischen Klimaberichterstattung und wird zunehmend in Zusammenhang mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) integriert, die die Berichterstattungspflichten für Unternehmen verschärfen.
Emissionszertifikatehandelssystem: Ein Überblick
Ein Emissionszertifikatehandelssystem – auch bekannt als Cap-and-Trade-System – setzt eine Obergrenze („Cap“) für die Menge an Treibhausgasen, die eine Gruppe von Unternehmen ausstoßen darf. Diese Obergrenze wird in Form von Zertifikaten aufgeteilt, von denen jedes das Recht auf die Emission einer Tonne CO2 repräsentiert. Unternehmen, die weniger emittieren, können ihre überschüssigen Zertifikate verkaufen, während Unternehmen, die mehr emittieren möchten, zusätzliche Zertifikate kaufen müssen. So entsteht ein Marktpreis für CO2, der Investitionen in emissionsarme Technologien fördert.
Das Cap kann über die Jahre schrittweise reduziert werden, um die Emissionen weiter zu verringern. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie langfristig in emissionsärmere Technologien investieren müssen, da die Anzahl der Zertifikate stetig abnimmt. Dieser Mechanismus passt sich an die Ziele der EU-Klimaberichterstattung an und unterstützt Unternehmen, ihre CO2-Reduktion transparent und konform mit den Anforderungen der CSRD und ESRS darzustellen.
Emissionshandel vs. CO2-Steuer
Im Gegensatz zum Emissionshandel setzt eine CO2-Steuer einen fixen Preis pro ausgestoßener Tonne CO2 fest, den Unternehmen an den Staat zahlen müssen. Während beim Emissionshandel die Menge an Emissionen begrenzt ist und der Preis durch den Markt bestimmt wird, funktioniert es bei der CO2-Steuer genau andersherum: Der Preis ist fix, während die Menge der Emissionen variieren kann.
Beide Systeme haben das gleiche Ziel: den CO2-Ausstoß zu reduzieren und Unternehmen zu ermutigen, in emissionsarme Technologien zu investieren. Das Cap-and-Trade-System bietet jedoch mehr Flexibilität, da Unternehmen, die ihre Emissionen kosteneffizienter senken können, einen Wettbewerbsvorteil erhalten. Eine CO2-Steuer hingegen bietet Unternehmen weniger Flexibilität, da sie feste Kosten vorgibt. Sie bleibt jedoch eine stabile und transparente Lösung, um Unternehmen klar zu signalisieren, dass Emissionen kostenintensiver werden.
EU-ETS im Kontext der EU-Taxonomie und CSRD/ESRS
Mit der Einführung der EU-Taxonomie hat die EU eine Verordnung geschaffen, die wirtschaftliche Aktivitäten nach ihrer Umweltverträglichkeit klassifiziert und damit den Rahmen für nachhaltige Investitionen schafft. Das EU-ETS ist ein wesentliches Element dieser nachhaltigen Transformation, indem es Unternehmen dazu motiviert, die definierten klimafreundlichen Standards zu erfüllen. In Kombination mit der CSRD und den detaillierten Berichtsstandards der ESRS unterstützt das EU-ETS Unternehmen bei einer umfassenden und transparenten Berichterstattung zu Emissionen und Klimazielen.
Unternehmen, die verpflichtet sind, einen Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD und ESRS zu erstellen, können durch die Teilnahme am Emissionshandel direkt nachweisen, wie sie ihre Emissionen senken und die Taxonomie-konformen Umweltziele erreichen. Dieser Mechanismus trägt zur klaren, EU-weit einheitlichen Transparenz bei und hilft Unternehmen dabei, glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und darzustellen.
Der Unterschied zu freiwilligen CO2-Kompensationszertifikaten
Ein weiteres wichtiges Konzept, das oft mit dem Emissionszertifikatehandel verwechselt wird, sind freiwillige CO2-Kompensationszertifikate. Diese bescheinigen, dass ein Unternehmen oder eine Person einen freiwilligen Beitrag geleistet hat, um an anderer Stelle CO2-Emissionen zu verringern – etwa durch Aufforstungsprojekte oder Investitionen in erneuerbare Energien. Diese Form der Kompensation ist jedoch umstritten, da die tatsächliche Wirksamkeit schwer nachweisbar ist und die Frage aufwirft, warum eine Emissionsreduktion an einem Ort den Ausstoß an einem anderen Ort rechtfertigen sollte.
So funktioniert das EU-Emissionshandelssystem
Der Preis eines Zertifikats im EU-ETS wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. In den ersten Jahren des Systems waren die Preise relativ niedrig, da viele Zertifikate auf dem Markt waren. Von einem Startpreis von rund 25 Euro hat sich der Preis mittlerweile stabilisiert und lag 2023 bei etwa 90 bis 100 Euro pro Tonne CO2. Das Umweltbundesamt empfahl 2023 sogar einen CO2-Preis von etwa 250 Euro pro Tonne, um die tatsächlichen sozialen und ökologischen Kosten der Emissionen besser widerzuspiegeln.
Durch die Einführung der sogenannten „Marktstabilitätsreserve“ (MSR) im Jahr 2019 versucht die EU, die Effizienz des Systems weiter zu erhöhen. Diese Reserve entzieht dem Markt automatisch überschüssige Zertifikate, um das Angebot zu regulieren und den Preis stabil zu halten. Darüber hinaus wird die jährliche Obergrenze der Emissionen stetig abgesenkt, um das Ziel der CO2-Reduktion bis 2030 zu erreichen.
Herausforderungen und Lücken im System
Obwohl das EU-ETS als erfolgreiches Instrument gilt, hat es mit Herausforderungen zu kämpfen:
Carbon Leakage: Eine der größten Gefahren ist die Verlagerung von Emissionen ins Ausland – auch als Carbon Leakage bekannt. Unternehmen könnten ihre Produktion in Länder mit geringeren Klimaschutzauflagen verlegen, um den Kosten des Emissionshandels zu entgehen. Um dies zu verhindern, erhalten bestimmte Industrien weiterhin kostenlose Zertifikate.
Überschuss an Zertifikaten: Zu Beginn des Systems wurden viele Zertifikate ausgegeben, was zu niedrigen Preisen und einer mangelnden Motivation führte, in emissionsarme Technologien zu investieren. Die MSR hilft mittlerweile, überschüssige Zertifikate aus dem Markt zu nehmen und die Preise zu stabilisieren.
Anreiz zur Spekulation: Durch die Möglichkeit, Zertifikate zu speichern und in späteren Jahren zu verwenden, konnten einige Unternehmen auf niedrige Preise spekulieren. Diese Option wurde jedoch durch die MSR und strengere Regeln eingeschränkt.
CO2-Steuern und ETS-Systeme weltweit
Der Erfolg des EU-ETS hat dazu geführt, dass sich auch andere Regionen dem Emissionshandel zuwenden. Es gibt derzeit 36 verschiedene Zertifikathandelssysteme weltweit, und 22 weitere sind in Planung. In Nordamerika existieren regionale ETS-Systeme, die zusammen mit Südkorea zu den effizientesten der Welt gehören. 2021 startete China als weltweit größter Emittent von Treibhausgasen ein nationales Emissionshandelssystem, das die internationalen Klimaschutzbemühungen maßgeblich stärkt.
Zahlreiche Länder setzen stattdessen oder zusätzlich auf CO2-Steuern, darunter Schweden, Kanada und Südafrika. Insgesamt decken CO2-Steuern und ETS-Systeme mittlerweile rund 23 % der globalen Emissionen ab. Laut dem Statusbericht 2024 der International Carbon Action Partnership gibt es zunehmend hybride Systeme, die Elemente von ETS und CO2-Steuern kombinieren.
Die Zukunft des EU-Emissionshandelssystems
In den kommenden Jahren wird das EU-ETS voraussichtlich weiter reformiert, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Die EU plant, die Anzahl der jährlich ausgegebenen Zertifikate schneller zu reduzieren und das System auf weitere Sektoren wie den Seeverkehr auszuweiten. Zudem wird diskutiert, den CO2-Preis durch Mindestpreise zu stabilisieren, um Unternehmen mehr Planungssicherheit zu geben.
Auch ein globales Emissionshandelssystem wird immer wieder ins Gespräch gebracht. Ein weltweites System könnte helfen, den Klimawandel noch effektiver zu bekämpfen, indem es Wettbewerbsverzerrungen zwischen Ländern mit unterschiedlichen Klimaschutzauflagen verringert und Unternehmen weltweit gleiche Bedingungen schafft. Es würde auch den Austausch von Klimaschutztechnologien fördern und so den globalen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigen.
Fazit
Das EU-Emissionshandelssystem bleibt ein zentraler Baustein der europäischen Klimapolitik und trägt maßgeblich zur Umsetzung der CSRD, ESRS und EU-Taxonomie bei. Es fördert die Reduzierung von Emissionen, schafft marktwirtschaftliche Anreize für Investitionen in saubere Technologien und bietet Unternehmen die nötige Flexibilität. Durch die kontinuierlichen Anpassungen und die Erweiterung auf zusätzliche Sektoren wird das EU-ETS in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen und zur Erreichung der europäischen Klimaziele beitragen.
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